Zu einer meiner Lieblingsarbeiten als Krippenleiterin gehört es, mit dem Team pädagogische Themen zu diskutieren, das neueste Fachwissen dazu zu lesen, dies mit unserer aktuellen Arbeit im Sennhof zu vergleichen und Verbesserungen einzuführen. Das bereichert mich wirklich, weil es immer zum Wohle des Kindes geht und ich ursprünglich genau deshalb meinen Wunschberuf ausgewählt hatte.
Seit einer Weile schon haben wir uns vorgenommen, die Säuglingspädagogik unter die Lupe zu nehmen und diesbezüglich unterschiedliche Themen zu erarbeiten. Zurzeit beschäftigen wir uns mit dem Thema „Schlafen“ und wie schon beim Thema „Eingewöhnung“ geht es auch hier nicht nur um unsere jüngsten Sennhofkinder, sondern um alle Altersgruppen.
Aus der Hirnforschung weiss man inzwischen, wie das mit dem Schlafen ungefähr funktioniert und was dabei wichtig ist. Folgendes Fachwissen finde ich sehr interessant:
Wir alle machen im Schlaf 4 Phasen durch:
Phase 1: Einschlafen
Phase 2: leichter Schlaf
Phase 3: Tiefschlaf
Phase 4: REM-Phase („Rapid-Eye-Movement“)
Danach geht es wieder in Phase 1 und 2. Einen kompletten Durchlauf aller 4 Phasen dauert bei einem Kind bis ca. 3 Jahren zwischen 60 und 100 Minuten. In der Tiefschlafphase verarbeiten wir alles erklärbare Wissen (Sprache und Ereignisse) und in der REM Phase geht es um das Erlernen von Fähigkeiten und Fertigkeiten. Hier werden zudem wichtige Informationen synaptisch verknüpft und unwichtige gelöscht. Wenn das Kind von Phase 4 wieder in die Phase 1 und 2 wechselt, kann es sein, dass es erwacht. Der Mensch lernt mit der Zeit, sich selber wieder zu regulieren und gleich weiter zu schlafen. Um das zu lernen, ist es wichtig, dass wir als Eltern oder Betreuungspersonen in der Einschlafphase des Kindes so wenig wie möglich machen, sondern ruhig präsent sind. So lernt das Kind sich selber zu beruhigen und findet in der Nacht beim Übergang auch selber wieder in den Schlaf. Ist es sich gewohnt, dass es zum Einschlafen gewiegt wird, herumgetragen wird oder einen Milchschoppen bekommt, etc. dann braucht es evtl. diese Einschlafhilfen auch mitten in der Nacht, wenn es erwacht. Wichtig ist auch zu wissen, dass man ein Kind nicht in der Tiefschlaf- und REM-Phase wecken soll, da diese Zeit sehr wichtig ist für die Entwicklung und das Wachstum des Kindes. Auch ein Kind nach zu kurzer Zeit aus dem Schlaf zu holen macht nicht viel Sinn, da es eine ganze Phase durchlaufen sollte, um sich wirklich erholen zu können.
Es gibt „Kurzschläfer“ und „Langschläfer“. Das zeigt sich zum Beispiel in der Differenz der Extremwerte von knapp 5 Stunden in der Gesamtschlafdauer bei zweijährigen Kindern. Kurzschläfer weisen vermutlich eine schnellere Verarbeitung ihrer „Schlafschuld“ auf, als Langschläfer. Das Kind soll so viel am Tag schlafen können, dass es im Wachzustand zufrieden und interessiert sein kann. Bei Müdigkeit fällt der kindliche Körper in ein belastendes Ungleichgewicht, ausgedrückt durch ein für das Kind unspezifisch physisches Unwohlsein, das es noch nicht selber wieder ausgleichen kann.
Sollte euer Kind am Abend oder in der Nacht Mühe haben mit dem Schlafen, könnt ihr folgendes ausprobieren:
– Kein Fernsehen am Abend. Fernsehen gibt dem Hirn noch zusätzliche Impulse, welche das Kind verarbeiten muss.
– Eine intensive Beziehungszeit zwischen Vater und Kind oder Mutter und Kind am Abend einführen. Das Kind war vielleicht den ganzen Tag in der Krippe und es braucht noch „Beziehungs-Nahrung“ der Eltern. Dabei kommt es nicht auf die Quantität drauf an, sondern auf die Qualität der Präsenz. Gemeinsam eine Geschichte lesen, zusammen etwas Ruhiges spielen, kuscheln auf dem Sofa, sich gemeinsam über den vergangenen Tag unterhalten.
– festes Ritual fürs Bett gehen. Jeden Abend einen ähnlichen Ablauf mit wenig Aufregung. Leise sprechen, Licht dimmen, sanfte Musik laufen lassen bis die Kinder im Bett sind. Dann vielleicht noch eine kurze Gutenachtgeschichte, oder ein gemeinsames Schlaflied. Danach ist Schlafenszeit.
Sucht das Gespräch mit unseren GruppenleiterInnen, sie können euch vielleicht noch den einen oder anderen Tip geben, den ihr noch ausprobieren könnt.
Ich freue mich auf die weitere Auseinandersetzung mit diesem Thema im Team. Das Schöne an dieser Arbeit ist, dass wir uns noch viele pädagogische Themen genauer anschauen können um unsere Arbeit zu reflektieren und verbessern.